Innovationen aus Weser-Ems

Handlungsfeld 4: Stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe fördern

Im Bereich der stofflichen Verwertung von Biomasse gibt es umfangreiche Erfahrungen in Weser-Ems, aber nur eine langsame Innovationsausbreitung. Die Gründe sind vielschichtig und hier nicht abschließend genannt:

  • Das Argument der Chemischen Industrie für den Einsatz nachwachsender Rohstoffe ist die "technische Überlegenheit" der Produkte, selten der Umweltaspekt.
  • Die Industrie erwartet, dass Rohstoffe wenig kosten; nachwachsende Rohstoffe sind oft noch zu teuer.
  • Die Landwirtschaft in der Region fällt als „Lieferantin" großer Mengen an Rohstoffen oder Neben- und Abfallprodukten für die chemische Industrie wegen der meist kleinen / mittleren Betriebsgrößen aus. Aufgrund der häufig sehr speziellen Anforderungen lassen sich jedoch Nischenmärkte für spezielle Inhaltsstoffe und neue Prozessketten erschließen. Daneben bieten andere wachsende Märkte, wie der Bereich der Biokunststoffe , der nachhaltigen Bau- und Dämmstoffe oder der technischen Stärkenutzung noch Entwicklungspotenzial.
  • Zwei Denkweisen in der Chemischen Industrie sind zu berücksichtigen: a) Man produziert entweder gern teure Produkte für kleine Märkte oder b) große Mengen mit kleinen Margen.
  • Eine direkte stoffliche Verwertung, die in Konkurrenz zur etablierten Futter- und Nahrungsmittelproduktion tritt, bringt darüber hinaus Herausforderungen mit sich. Angepasste Wertschöpfungsketten und die intelligente Nutzung von Rest-, Neben- und Abfallstoffen oder spezieller Biomasse (z.B. Algen, Lignocellulose) sind zu bevorzugen.

Grundsätzlich müsste die Grundlagenforschung in diesem Bereich ausgebaut und durch angewandte Umsetzungsprojekte in der Region stärker etabliert werden. Das gilt sowohl für die Chemische Industrie als auch für die Bauwirtschaft und die Kunststoffindustrie. Darüber hinaus greifen viele Unternehmen und Kommunen die alternativen technischen Möglichkeiten des Einsatzes von nachwachsenden Rohstoffen noch zu wenig auf. Das Thema „Nachhaltige Beschaffung" gilt es stärker bei öffentlichen Ausschreibungen zu berücksichtigen.