Innovationen aus Weser-Ems

Gesundheit und Pflege sichern

Der Stellenwert der Versorgung im gesundheitlichen, medizinischen und pflegenden Bereich wird für die Daseinsvorsorge einen immer wichtigeren Stellenwert einnehmen. Das gilt vor dem Hintergrund der perspektivisch älteren Bevölkerungsstruktur in Weser-Ems umso mehr. Der Handlungsbedarf ist aber bereits heute vorhanden, da sich einzelne Defizite in diesem Bereich bereits deutlich zeigen.

Deutschland und Niedersachen weisen im internationalen Vergleich eine grundsätzlich sehr hohe Versorgungsdichte im Gesundheitswesen auf; innerhalb von Weser-Ems gibt es deutliche regionale Unterschiede:

  • Die Anzahl der Krankenhausbetten je 100.000 Einwohner liegt im westlichen Gebiet bei unter 56, in den Oberzentren bei knapp 67.
  • Die Anzahl der Hausärzte je 100.000 Einwohner liegt in den Landkreisen Emsland, Cloppenburg und Vechta bei weniger als 56; in den Oberzentren und den direkt angrenzenden Landkreisen liegt der Wert zwischen 67 und über 70.

Die Gesundheitswirtschaft ist eine der größten und beschäftigungsintensivsten Branchen mit hoher ökonomischer Bedeutung (niedersachsenweit rd. 500.000 Erwerbstätige); sie wird auch in Weser-Ems weiter an Bedeutung gewinnen. Neben dem wirtschaftlichen Faktor etabliert sich Weser-Ems auch in der regionalen Innovationsentwicklung zunehmend als Kompetenzregion für das Gesundheitswesen. Der Osnabrücker und der Oldenburger Raum stechen dabei heraus, insbesondere mit den dortigen Universitäts-/Hochschulleistungen und den geplanten hochschulnahen unternehmerischen Entwicklungen im Kontext Gesundheitsversorgung.

Langfristig sind verschiedene z. T. gegensätzlich wirkende demografische Trends erkennbar:

  • Die Schrumpfung der Bevölkerung führt zum Rückgang des Bedarfs an stationärer Versorgung (aktuell 196 Krankenhäuser und rd. 9.000 Arztpraxen in Niedersachsen).
  • Die Alterung der Bevölkerung erhöht gleichzeitig den Bedarf an stationärer und ambulanter medizinischer Versorgung (z. B. wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Niedersachsen von 290.000 in 2013 auf ca. 380.000 in 2030 steigen).
  • Die Entwicklung in Weser-Ems wird sich noch stärker als der Landestrend vollziehen. Aktuell hat Weser-Ems im Landesvergleich noch den geringsten Anteil an älterer und hochbetagter Bevölkerung, jedoch ist eine überdurchschnittlich hohe Steigerungsrate in der Altersgruppe der 80- und über 80-Jährigen bis 2030
    zu erwarten.


Das Gesundheitswesen ist eine personalintensive Branche, besondere Zusammenhänge bestehen daher zur Fachkräfteentwicklung. Die Prognosen zeigen:

  • Ein abnehmendes Erwerbspersonenpotential in der Gesundheitswirtschaft (bis 2030 niedersachsenweit 11.000 Vollzeitstellen durch Ruhestand, Berufswechsel etc. unbesetzt).
  • Eine steigende Nachfrage nach medizinischer und pflegerischer Versorgung (bis 2030 niedersachsenweit inkl. Zusatz- und Ersatzbedarfe rd. 21.000 Vollzeitstellen und rd. 52.000 Ausbildungsplätze notwendig).
  • Ein abnehmendes Potenzial pflegender Angehöriger und älter werdender Beschäftigter erzeugen weitere Mehrbedarfe an Fachpersonal.


Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet für die Region große Chancen im Hinblick auf eine hochwertige und effiziente Gesundheitsversorgung innerhalb der Haupttrends E-Health und Ambient Assisted Living (AAL):

  • E-Health: Einsatz von IuK-Technologien bei gesundheitsbezogenen Produkten, Dienstleistungen und Prozessen (z. B. Telemedizin, Assistenzsysteme im häuslichen Umfeld, Vernetzung des  Gesundheitswesens etc.).
  • AAL: Methoden, Konzepte, Systeme, Produkte und Dienstleistungen, welche sich selbsständig, proaktiv und situationsspezifisch den Bedürfnissen der Nutzer anpassen, damit diese selbstbestimmt und länger im häuslichen Umfeld leben können.


Durch eine vollständige Vernetzung und Digitalisierung der Prozesse im Gesundheitssystem werden bundesweit Einsparpotentiale von 9,6 Mrd. Euro pro Jahr prognostiziert. Zusätzlich können durch die neuen Dienstleistungen bundesweite Wachstumsimpulse von 2,6 Mrd. Euro pro Jahr entstehen.

Die rechtliche Grundlage nebst Zeitplan für die Einführung einer bundesweiten digitalen Infrastruktur für das  Gesundheitswesen (z. B. Einführung elektronische Gesundheitskarte) ist mit dem „Gesetz für sichere digitale  Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen (E-Health-Gesetz)“ seit 2015 vorhanden. Eine große Herausforderung besteht bei den Abrechnungssystemen.

In Weser-Ems gibt es an den Standorten Oldenburg und Osnabrück renommierte E-Health-relevante Studiengänge und hochschulnahe Forschungseinrichtungen. E-Health Angebote können auch helfen, Sprachbarrieren bei der Behandlung und Betreuung von Migranten zu überwinden.

Allgemeine Herausforderungen der Gesundheitsentwicklung in Weser-Ems sind eine gute Ernährung und hinreichende Bewegung der Menschen in allen Altersstufen der Bevölkerung. Hier gilt es, mit innovativen Konzepten präventiv Sensibilisierung und Wissen zu fördern, Bewegungskonzepte umzusetzen und allgemein die Gewichtszunahme der Bevölkerung in der Region zu stoppen. Diese Aspekte mögen „privat“ erscheinen, gehören aber zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen.